Regionalliga 2021/22, Rde. 1: Holpriger Start beim 4:4 in Drolshagen

Die Wiedersehens- und Vorfreude waren groß, denn nach rund anderthalb Jahren Zwangspause kam es endlich wieder zu einem (fast) regulären, aber denkwürdigem Mannschaftskampf. Wir bestritten unsere erste Begegnung mit „echten“ Gegnern im schönen Drolshagen. Sie verlief jedoch in mancherlei Hinsicht nicht gerade optimal.

Zunächst mussten wir die kurzfristige Absage von Ralf Klinkmann verkraften, für den wir auf die Schnelle keinen Ersatz finden konnten. Wir ließen also Brett 4 unbesetzt und lagen 0:1 hinten. Doch die Gastgeber traf es noch härter, denn zwei Spieler steckten auf der Autobahn fest und konnten nicht rechtzeitig eintreffen. So wurden an Brett 2 und 5 die Punkte kampflos an Georg Krug und Rolf Weber vergeben – 2:1 für uns.

An den übrigen 5 Brettern tat sich allerdings mitunter Spektakuläres. Ariane spielte wie üblich recht schnell und schnörkellos, jedoch auch etwas zu sorglos. Sie eroberte zwar einen Bauern, verblieb dafür aber mit einer ruinösen Bauernstellung, die Wolfgang Tietze gradlinig attackierte und so mit seinen beiden Türmen auf die zweite Reihe eindrang und immer wieder Mattdrohungen aufstellte. Unterdessen sammelte er ein paar Bauern ein, so dass er schließlich mit einem gesunden Mehrbauern ins Endspiel ging. Es dauerte zwar noch geraume Zeit, bis er diesen Vorteil verwandeln konnte, doch letztlich strich er den verdienten Punkt ein.

Bernd ließ sich als Schwarzspieler zu sehr in die Defensive drängen und konnte sich daraus auch nicht mehr gut befreien. Als es fast so aussah, als könne er der Umklammerung entkommen, unterlief ihm ein taktischer Fauxpas, der eine Figur und somit die Partie kostete.

Auch Uwe stand zunächst recht passiv, aber solide. Er lockte den Gegner in einen vermeintlichen Materialgewinn, der sich aber als Trugschluss erwies. Der Drolshagener musste durch diese geschickte Falle die Hälfte seines Läuferpaares abgeben bzw. gegen einen Springer tauschen. Uwe platzierte in der Folge seine beiden Diagonalstreiter goldrichtig und eroberte nach und nach mehrere Bauern, die dann ungehindert die Ziellinie erreicht hätten – was aber nicht mehr ausgeführt werden musste, da der Gegner resigniert das Handtuch warf.

Tom und sein Gegenüber produzierten ein sehr „lustiges“ Bild: auf der d-Linie hatte jeder einen Doppelbauern, es standen sich immer schön abwechselnd je zwei weiße und schwarze Bauern gegenüber. Julian Kroo versuchte, diese verschachtelte Stellung aufzubrechen, öffnete die b-Line und schob seinen a-Bauern voran. Dieser konnte jedoch massiv attackiert und schließlich erobert werden. Tom verwertete den Vorteil sicher zum Sieg.

Kurz vor der Zeitkontrolle nach 40 Zügen wurde es jedoch unruhig. Julian Kroo reklamierte eine Fehlfunktion der Uhr. Ihm wurden offenbar die pro ausgeführtem Zug zustehenden 30 Sekunden Inkrement nicht hinzugerechnet. Die beiden Mannschaftsführer Wolfgang Tietze und Rolf Weber nahmen die Uhr in Augenschein, verglichen die abgelaufene Zeit, die gemachten Züge sowie die reale Zeit und kamen zu dem Schluss, dass in der Tat der elektronische Zeitmesser offenbar nicht richtig „tickte“. Nach bestem Wissen wurde die Bedenkzeit für beide Spieler auf einer Ersatzuhr entsprechend angepasst.

Wolfgang begutachtete in der Folge dann auch die Uhr an seinem eigenen Brett und justierte auch diese nach. Rolf begab sich unterdessen zu Tisch 1, wo Holger zwar noch ein paar Züge zuvor eine aussichtsreiche Stellung besaß, jedoch nur noch wenig Zeit. Nach seinem nächsten Zug wurde auch hier der Zeitbonus nicht gegeben. Sofort schritt Rolf ein und benachrichtigte Wolfgang. Als Erster kam jedoch Andreas Schell herbeigeeilt. Er spielt beim Turm Drolshagen, war heute aber lediglich als Zuschauer anwesend. In souveräner, ruhiger, sicherer und vor allem kompetenter Manier nahm er sich des elektronischen Zeitmessers an, ermittelte anhand der ausgeführten Züge den Bonus, vergewisserte sich bei den Spielern und den beiden Mannschaftsführern der Korrektheit seines Tuns und ließ das Spiel dann weiterlaufen.

Doch leider kam dieses Einschreiten für den in seinem Rhythmus arg gestörten Holger zu spät. Unserem Spitzenspieler unterlief mit Blick auf die digitale Anzeige, die im krassen Missverhältnis zur inneren Uhr stand, ein fataler Fehlzug. Dieser war durch die nachträgliche Korrektur leider natürlich nicht wieder gutzumachen. Holgers Stellung brach in wenigen Augenblicken zusammen. Der Ärger ist nur allzu verständlich, aber der nicht gegebene Zeitzuschlag betraf beide Spieler und die Vorgehensweise des FIDE-Schiedsrichters (!) Andreas Schell war nicht zu beanstanden. Man könnte allenfalls den Gastgebern insofern einen Vorwurf machen, als dass sie vor Beginn des Mannschaftskampfes nicht sichergestellt haben, den richtigen Zeitmodus programmiert zu haben, man wird die Gastgeber aber wohl kaum dafür belangen können.

Eine Lehre aber ergibt sich aus diesem Vorfall für uns und alle Teams: Kontrolliert rechtzeitig die Uhren, beschäftigt euch mit der Programmierung, studiert die Bedienungsanleitung und testet die Uhren ausgiebig! Sie standen mehr als ein Jahr ungenutzt im Schrank, die (vorab gewählte) Einstellung ist evtl. nicht korrekt, die Batterien nicht mehr „voll im Saft“ oder gar ausgelaufen. Es ist zu schade, wenn einem durch vermeidbare widrige Begleitumstände (worunter auch viele andere störende Dinge fallen) die Freude am eigentlich ruhigen, fairen, sauberen und schönen Schachsport vergällt wird.